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Pentax = Hoya = Ricoh?

Vor einer guten Woche haben Hoya und Ricoh vereinbart, den Bereich „Pentax Imaging Systems“ abzuspalten und ab Oktober 2011 in den Besitz von Ricoh zu übergeben. Zu dem Bereich gehören Digitalkameras (Kompakt- und Spiegelreflexkameras), Wechselobjektive und Fotozubehör, Überwachungskameras sowie Ferngläser. Nach nur etwas mehr als drei Jahren trennt sich Hoya damit von einem Teil der ab 1.4.2008 von Pentax übernommenen Firmenanteile. Hochprofitable Bereich wie Medizintechnik, DVD-Laufwerksoptiken, Endoskope und Digitalkameramodule bleiben im Hoya-Konzern.

Offizielle Mitteilung:
Notice of Sale of the PENTAX Imaging Systems Business

Die Abspaltung ist Teil der Konzentration der Aktivitäten von Hoya auf weniger Kernbereiche. Man darf vermuten, dass dies insbesondere Bereiche sind, die bessere Gewinnmargen abwerfen. Obwohl die Pentax Imaging-Systems-Sparte auch im Hoya-Konzern zuletzt gut lief, wurden doch lange Verluste eingefahren und enorme Restrukturierungsmaßnahmen getätigt. Das wurde nicht zuletzt in Deutschland durch die Verlegung der Europazentrale aus Hamburg weg sowie die Auslagerung des Kameraservices zu Foto März (Hamburg/Berlin) deutlich.

Die Zukunft der europäischen und deutschen Töchter wird offen gelassen und unter Punkt 8 „Other Matters“ auf die Zeit nach Diskussionen mit den Betriebsräten verschoben. Hier wird es in den nächsten Wochen sicher weitere Klarheit geben.

Meldung bei photoscala.de:
Ricoh will Pentax-Fotosparte kaufen

Ricoh hat eine lange Tradition im Fotografie-Bereich und bereits vor Jahrzehnten Kameras und Objektive mit dem Pentax K-Bajonett gebaut, wovon Letztere für ihren „Ricoh-Pin“ berühmt geworden sind, da diese Objektive an Pentax-Kameras verhaken und unter Umständen nur vom Service wieder von der Kamera zu entfernen waren. Ricoh ist sicher nicht der Typ „reine Finanzheuschrecke“, aber für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Pentax bedeuten die aktuellen Entwicklungen sicher wieder neue Unsicherheiten bezüglich auf die Vorstellungen des neuen Eigentümers.

Interessant werden dürfte auch die Zukunft der noch nicht eingeführten Pentax Q. So hat Ricoh mit der GXR ebenfalls eine spiegellose Systemkamera auf dem Markt und man darf sich zumindest fragen, ob diese zwei Modelle innerhalb eines Konzerns bestehen bleiben. Anders sieht es im Spiegelreflexbereich aus, wo Pentax zur Produktpalette von Ricoh keine Überschneidungen hat. Im Kompaktkamerabereich schließlich ist Ricoh bekannt für gute Elektronik, so dass sich hier hoffentlich gemeinsam mit guter Mechnik und Optik aus dem Pentax-Bereich positive Synergien ergeben. Nach dem, was bekannt ist, steht der erfolgreiche Name „Pentax“ nicht zur Diskussion und um über konkrete Auswirkungen auf die Modellpolitik zu spekulieren, ist es noch zu früh.

Siehe auch heise.de:
Pentax an Ricoh verkauft

Jetzt auch Pentax: Spiegelloses Q-System

Seit längerer Zeit wurde bereits darüber spekuliert, dass sich die Pentax-Ingenieure mit der Entwicklung eines spiegellosen Kamerasystems beschäftigen. Ähnliche Systeme sind bereits von mehreren Herstellern auf dem Markt, u.a. von Panasonic und Samsung.

Im Unterschied zu anderen spiegellosen Systemkameras setzt Pentax auf eine Sensorgröße von 1/2,3 Zoll, welche durchaus auch in Kompaktkameras ohne Wechselobjektive zu finden ist. Der CMOS-Sensor hat dementsprechend eine Größe von lediglich 6,1 x 4,6mm (zum Vergleich: Micro Four Thirds entspricht 17,3 x 13,0 mm). Als Crop-Faktor gibt Pentax 5,53 an.

Pentax Q-System
Pentax Q-System (Quelle: Pentax)

Auf der Haben-Seite steht beim Q-System vor allem die Baugröße, die alle vergleichbaren Kameras deutlich unterbietet. Die Baugröße liegt bei lediglich 98,0 x 57,5 x 31,0 mm (BxHxT). Zum Vergleich: eine K-5 bringt es auf 131 x 97 x 73 mm, eine Optio WG-1 auf 115,5 x 58,5 x 28,5 mm. Auch beim Gewicht liegt die Kamera mit 200g (betriebsbereit) näher an einer Kamera der Optio-Reihe als an den größeren digitalen Spiegelreflexkameras.

Zentrale technische Daten der Pentax Q sind:

  • Q-Mount-System
  • 12,4 Megapixel Auflösung
  • ShakeReduction-System
  • 3 Zoll-Monitor (460.000 Dots)
  • Autofokus mit 25 Punkten
  • Integrierter Blitz
  • Serienbildfrequenz bis 5 Bilder/sek
  • Intervallaufnahme-Funktion
  • Empfindlichkeitsbereich ISO 125 bis 6400
  • Aufnahme im JPEG- oder RAW-Format (DNG)

Auf den deutschen Markt kommen soll die Kamera ab September 2011 zu einem Preis von 749 Euro mit einem Standardobjektiv sowie für 899 Euro mit einem zusätzlichen Zoom-Objektiv. Kunden in Japan können die Kamera bereits innerhalb des Julis erwerben.

Pentax Q White
Pentax Q White (Quelle: Pentax)

Als Standardobjektiv ausgeliefert wird eine Festbrennweite mit 8,5 mm Brennweite (äquivalent zu 47mm) mit einer Anfangsblendenöffnung von F1.9, Metallbajonett und einem Gewicht von 37g. Als Zoom-Objektiv im Kit erhältlich ist ein Objektiv mit 5-15 mm Brennweite (äquivalent zu 27,5-83 mm) mit einer Anfangsblendenöffnung von F2.8-F4.5 und einem Gewicht von 96g. Gegenlichtblenden sind für beide Objektive lediglich optional erhältlich.

Pentax Q-System
Objektive des Q-Systems (Quelle: Pentax)

Zusätzlich angeboten werden drei Objektive in der sogenannten Unique-Serie. Dies sind ein Fisheye-Objektiv mit F5.6/3,2 mm (entspricht 17,5mm), ein Weitwinkel-Objektiv mitF7.1/6,3mm (entspricht35mm) sowie ein Tele-Objektiv mit F8.0/18mm (entspricht 100mm). Diese drei Objektive sind mit 29g, 21g und 18g besonders leicht und werden als „Toy“-Linsen beworben. Die Blende ist jeweils fest und die Qualität sicherlich beschränkt. Nicht umsonst macht Pentax hier einen Vergleich zur Lomographie bereits in der offiziellen Pressemitteilung.

Weitere Objektive sollen in Zukunft folgen.

Meine Meinung:

Pentax versucht zweifelsohne, mit dem Q-System eine ganz neue Zielgruppe zu erschließen. Dies sind all jene, die mit einer kleinen Kompaktkamera eigentlich ideal bedient sind, aber etwas mehr Spielraum zum Experimentieren haben möchten. In diese Richtung geht sicher insbesondere das angebotene Fisheye-Objektiv, das auch Foto-Laien sehr günstig den Einstieg in eine neue Welt ermöglichen kann.

Pentax Q
Pentax Q Rückansicht (Quelle: Pentax)

Darüber hinaus beeindruckend ist, wie viel Technik in dem extrem kleinen und leichten Gehäuse Platz gefunden hat. Hierzu gehört der erfreulich weit ausklappbare integrierte Blitz ebenso wie das ShakeReduction-System, die automatische Sensorreinigung sowie das große Display und der Blitzschuh für den Anschluss externer Blitzgeräte. Sogar eine ganze Reihe von Tasten, ein Programmwählrad sowie ein Wählrad für die Bedienung sind zu finden. Dass keine mit einer „echten“ Spiegelreflexkamera vergleichbare Qualität zu erwarten ist, zeigt aber nicht zuletzt der sehr kleine Sensor. Dies ermöglicht sicher erst die sehr kompakte Bauweise, grenzt die Kamera aber umso deutlicher gegenüber Modellen wie der K-r oder K-x ab, die preislich in einer ähnlichen Liga spielen.

Pentax Q
Pentax Q (Quelle: Pentax)

Sicher sind also hitzige Debatten darüber, für wen die Kamera nun eigentlich geeignet ist, wie viel Sensorgröße eine Kamera mit Wechselobjektiven braucht und wie hoch der qualitative Anspruch eines Systems mit Wechselobjektiven mindestens sein muss. Die „Toy“-Objektive können so sicherlich interessierte Käufer finden, werden aber bei engagierten Hobby-Fotografen eher auf Ablehnung stoßen.

Schade ist, dass die Gegenlichtblende(n) nicht Teil des regulären Lieferumfangs sind und, sicherlich teuer, zusätzlich erworben werden müssen. Optional erhältlich ist ebenfalls ein optischer Sucher zum Aufsetzen auf den Blitzschuh. Als Akku kommt der Typ D-LI68 zum Einsatz (Lithium-Ionen), der ebenfalls in einigen anderen Kameras eingesetzt wurde (u.a. Optio A40, S10). Die angegebene Kapazität von 230 Fotos (bei 50% Blitznutzung) fällt allerdings relativ knapp aus.

Gehäuse der Pentax Q
Gehäuse der Pentax Q (Quelle: Pentax)

Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, die ersten Erfahrungen zu der Kamera zu lesen und sie selbst auszuprobieren. Auf den ersten Blick fällt es mir schwer, ein eindeutig positives wie ein eindeutig negatives Votum auszusprechen. Ich kann mir vorstellen, dass es für diese Art von gut verarbeiteter und gut ausgestatteter Kompakt-Systemkamera einen Markt gibt. Für Pentax hoffe ich, dass dieser auch groß genug ist und genug Kunden enthält, die den anvisierten Preis zu zahlen bereit sind. Dann ist auch die Basis für den weiteren Ausbau des Systems und weitere Objektive und Zubehörartikel gesetzt, die zusätzliche Wünsche und Anforderungen befriedigen können.

Weitere Informationen:
Pentax-Pressemitteilung vom 23.06.2011
Technische Details zur Pentax Q

Diskussion zum Q-System:
DigitalFotoNetz-Forum